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Wenn acht Menschen aus Dresden und der Sächsischen Schweiz einige Tage in Norditalien verbringen, dann kann das mehr als nur ein erholsamer Kurztrip sein. Jedes Jahr Anfang September findet im Landkreis Reggio Emilia die sogenannte „Sentieri Partigiani“ statt. Dabei handelt es sich um ein dreitägiges Wandererlebnis auf den Spuren der PartisanInnen mit vielen ZeitzeugInnengesprächen. Daran beteiligen sich jedes Jahr 60 Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet und junge Italienerinnen und Italiener.

So konnte das Überwinden von über 500 Höhenmetern am zweiten Tag einen sehr abstrakten Einblick in den anstrengenden Alltag der Widerstandskämpfer eröffnen. Noch bewegender waren dann die Erlebnisberichte eines katholischen Partisanen, der Schwester eines Ermordeten oder eines „Garibaldipartisanen“. Alle drei erlebten die Mordlust der Faschisten und Nazis in den kleinen Dörfern und Ortschaften der Region, alle verband die gleiche Ablehnung des italienischen Faschismus und der Besatzung durch Nazideutschland, trotz aller Unterschiede in ihrer Weltanschauung.

Und sie alle bedankten sich dafür, dass sich Menschen aus der BRD, so auch aus Sachsen, kritisch mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzen. Zum Abschluss gab es ein Treffen mit dem Kulturdezernenten des Landkreises Reggio Emilia und mit dem Vorsitzenden der Partisanenvereinigung „ANPI“. Insgesamt war es erstaunlich, mit welchem Respekt die alten Partisaninnen und Partisanen in ihren Städten und Gemeinden behandelt werden. Immerhin riskierten sie ihr Leben für Freiheit, Frieden und Demokratie. Manchmal würde man sich wünschen, dass auch in unserer Region Widerstand gegen den Nationalsozialismus solche Anerkennung erfahren würde, wie es in Teilen Italiens der Fall ist.

Giacomo Notari, Vorsitzender des größten Partisanenverbandes A.N.P.I., während der Abschlußveranstaltung in Casina. Er gehörte zu denen, die aktiven Widerstand geleistet haben. Neben ihm gehörten rund 10.000 Menschen aus dem Landkreis Reggio Emilia zur Widerstandsbewegung.
Einen wesentlichen Bestandteil der Resistenza waren Frauen, die nicht nur Informationsdienste wahrnahmen, sondern auch bewaffnet kämpften. Eine von ihnen war Lidia Valeriani, die wir im letzten Jahr trafen. Sie wurde für ihre Leistungen mit der zweithöchsten militärischen Medaille Italiens ausgezeichnet.