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Bildungsfahrt nach Italien 2015Eine Woche, die gefüllt ist mit Zeitzeug_innen-Gesprächen, Wanderungen, Stadtrundgängen, Ausstellungsbesichtigungen oder Konzerten, kann sehr anstrengend sein - muss es aber nicht! Dies bewies wieder die Bildungsreise, die wir gemeinsam mit dem Tamara-Bunke-Verein aus Zittau organisierten.  

Nachdem wir im vergangenen Jahr bei den D-Day-Feierlichkeiten in Frankreich dabei waren, besuchten wir nun die italienische Provinz Reggio Emilia - und dies am 70. Jahrestag der Befreiung. So konnten wir Einblicke in die Geschichte, aber auch die lokale Erinnerungsarbeit bekommen.

Wie auf den anderen Bildungsreisen waren es auch hier die persönlichen Kontakte, die unsere Fahrt zu einem besonderen Erlebnis machten. Wir hörten die ehemaligen Partisan_innen "Liberta" und "Willi" über ihre Erlebnisse während der deutschen Besatzung sprechen. Wir sprachen mit Carlo über Erinnerung, Gegenwart und Zukunft und diskutierten mit Steffen und Matthias vom Istoreco über Chancen guter Gedenkarbeit.

Die Kolleg_innen der "Casa Bettola" berichteten über die Situation von Asylsuchenden in Italien und ihre Kritik an den offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Befreiung.

Daneben besuchten wir eine Reihe von Orten, die Zeitzeugnisse an Faschismus und deutsche Besatzung sind. Am Schießstand in Reggio Emilia wurden die sieben Brüder der Familie Cervi ermordet, im Örtchen Bettola erinnert ein Denkmal an ein Massaker deutscher Soldat_innen, eine Mahnstätte in Fossoli gedenkt dem ehemaligen Konzentrationslager und 5 Stolpersteine auf der Piazza zeigen die Ausmaße postfaschistischer Politik. Ein kurzer Überblick unserer Reise sei hier gegeben:

1. Tag - Fahrt nach Flossenbürg und Rundgang über die Erinnerungsstätte an das ehemalige Konzentrationslager
2. Tag - Fahrt Nach Reggio Emilia und Treffen im Alternativen Zentrum "Casa Bettola" zur Situation von Flüchtlingen in Italien
3. Tag - Treffen mit Carlo Marmiroli am Grab seines Vater, dem Partisanen "Mirko", und Stadtrundgang in Reggio Emilia
4. Tag - Wanderung zum Tag der Selbstbefreiung der Stadt Reggio Emilia und Treffen mit der Partisanin "Liberta"
5. Tag - Offizielle Feiern zum Tag der Befreiung und diverse Veranstaltungen, wie dem Pranzo della Liberazione in der Cucina del Popolo.  
6. Tag - Besuch verschiedener Gedenkplätze und Wanderung auf den Wegen der Partisan_innen
7. Tag - Abfahrt aus Reggio Emilia und Besuch des ehemaligen Durchgangslagers Fossoli bei Carpi
8. Tag - Besuch des Jüdischen Museum in Fürth, Zwischenstop in Nürnberg am ehemaligen Reichsparteitagsgelände und anschließend Rückfahrt nach Pirna/Zittau

Viele Menschen haben es mit ihrer Unterstützung möglich gemacht, dass wir diese Bildungsfahrt durchführen konnten. Als Dank möchten wir unsere Erlebnisse und Eindrücke mit euch teilen. Wir bieten euch an, euch zu besuchen und über unsere Fahrt zu berichten. Eine Ausstellung, ein Film oder ein Vortrag könnten unsere Berichte begleiten. 70 Jahre nach der Befreiung schwinden nach und nach die Chancen auf Gespräche mit Zeitzeug_innen. Wollen wir Erinnerungen wach halten, müssen wir nach neuen Möglichkeiten suchen.

"Ragazzi, haltet die Augen offen, behaltet im Kopf, dass das, was eure Großmutter gemeinsam mit anderen errungen hat, auch wieder verloren gehen kann." - Giacomina Castagnetti